Trend ist nicht gleich Trend

Neues Jahr – neue Trends. Das gilt nicht nur für die Mode, sondern auch beim Thema Küchen. Jedes Jahr aufs Neue werden wir gleich mehrmals im Jahr geradezu überschüttet mit Input, was jetzt „en vogue“ ist.
Was nach bahnbrechenden Veränderungen klingt, sind allerdings häufig eher kleine Neuerungen, die vom Hersteller präsentiert werden.
Doch was macht einen Trend eigentlich aus und wer bestimmt, wie lange er gefragt ist?
Mit den Trends ist es so eine Sache: Im Volksmund sind es üblicherweise kurzweilige Erscheinungen, die den Zeitgeist wiederspiegeln und auch bald wieder gehen, somit also nichts Beständiges an sich haben.
In der Welt der Küchen ist dies allerdings etwas anders.

Kurz- und langlebige Küchentrends

Was Küchen anbelangt, gibt es sowohl kurz-, als auch langlebige Trends.
Die kurzlebigen sind zum Beispiel grifflose Fronten, Küchenschränke in Vitrinenform oder eine Bar als Frühstückstresen.
Langlebige Trends dagegen sind die Verwendung von Beton, ins Kochfeld integrierte Dunstabzüge und die Kücheninsel als freistehendes Modul.

Die offene Küche: ein langlebiger Trend

Ein Trend setzt sich besonders dann langfristig durch, wenn er etwas grundlegend verändert.
Nehmen wir das Beispiel der Kücheninsel: Oft wird kritisiert, sie sei ein dürftiger Trend. Jedoch sollte hier beachtet werden, dass die Kücheninsel für viel mehr steht als nur Chic. Das Einbringen von Kücheninseln in unsere Kochlandschaften bedeutet einen Wandel hin zu einer großzügigeren Raumarchitektur mit mehr Licht, Luft und Platz.
Nicht zuletzt steht es auch für eine Revolution der Frauenrolle – stand sie in den Augen der Gesellschaft jahrzehntelang kochend in abgeschlossenen Räumlichkeiten, wird sie mit der Kücheninsel hinter dem Herd hervorgeholt und die Küche zum Zentrum der ganzen Familie gemacht.

Was haben Mode und Innenarchitektur gemeinsam?

Will man die Trends der Innenarchitektur und damit auch Küchentrends besser verstehen, lohnt sich ein thematisches Eintauchen in die Modewelt.
Erreichen uns hier nicht ständig neue Richtlinien für ein modisches Auftreten? Der ein oder andere bekommt gerne mal das Gefühl, sich alle paar Monate komplett neu einkleiden zu müssen, um „in Mode“ zu sein.
In Wahrheit ändert sich die Mode aber nu im Laufe der Jahre, oft braucht es sogar Jahrzehnte. Nicht umsonst haben wir alle zu verschiedenen Dekaden wie z.B. den 70ern, 80ern, usw. jeweils ganz eigene Stilbilder im Kopf.
Beim Einrichten einer Küche verhält es sich mit den Trends ganz ähnlich. Neumodische Erscheinungen wie eine Dunstabzugshaube mit integrierten Lautsprechern oder eine grelle Farbe mögen zeitweilig sehr schick sein – jedoch ist es wahrscheinlich, dass sich solche Trends nicht langfristig durchsetzen. Sie bleiben kurzweilige Erscheinungen, weil sie nicht bedeutsam genug für die Weiterentwicklung des architektonischen Gedankens sind.
Denn die Beständigkeit eines Trends hängt nicht nur von der Zahl an Menschen ab, die ihn verfolgen, sondern auch von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren.

Aktuelle Küchentrends – und wie sie es geworden sind

Die Gesellschaft bestimmt Trends: Beispiel Landhausküche
Über eines ist man sich in der Fashion-Branche wohl einig: Während manche Trends kommen und gehen, hat die Mode der Frau seit den 50er Jahren einen Wandel durchlebt. Seither ist sie großzügiger, freiheitlicher und damit auch persönlicher geworden – und geblieben. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen schafft für die Damenmode ein ganz neues Feld der Individualität. Ein Trend, der bis heute andauert, sprich langlebig ist und sich zum Glück nicht so schnell wieder umkehren lässt.

Wie bereits erwähnt symbolisiert die Öffnung des Küchenraums in der Innenarchitektur die Abschaffung von veralteten Geschlechterrollen.
Es ist ein mit großer Sicherheit irreversibler Trend. Längst nehmen nicht nur Frauen, sondern auch Männer den Kochlöffel in die Hand. Was für uns heute völlig selbstverständlich klingt, war vor rund 30 Jahren jedoch noch wesentlich weniger vertreten.

Es ist auf den ersten Blick vielleicht nicht klar ersichtlich, aber Trends haben mehr mit politischen und sozialen Stimmungen zu tun, als wir denken – auch in der Küche.
In den letzten Jahrzehnten haben wir uns wegbewegt vom scheinbar altmodischen, überlebten Landhausstil, hin zu modernen, schnittigen Küchen der Nullerjahre im puristischen Stil.
Leben wir nun schon seit gut 20 Jahren mit diesen minimalistischen Küchenentwürfen, scheint es nun wieder eine Rückwärtsbewegung, zurück zu ursprünglichen Designs zu geben. Die Aufmachung einer Landhausküche ist wieder gefragt.
Gesellschaftlich ist dieses Zurückkehren zu einem früheren Trend ein Anzeichen für die Sehnsucht nach bodenständiger Architektur, bedingt durch unruhige Zeiten.
Laut Trendforschung zeugt es davon, dass langfristige Trends nach ihrem Verschwinden unerwartet wiederkehren können.

Insofern können politische und gesellschaftliche Umstände einen erheblichen Einfluss auf Trends – auch Küchentrends – haben.
Nach einem von kühlem Purismus geprägten Stil wächst aktuell das Interesse am modernen Landhausstil wieder.

Die Küche als neues Statussymbol

Der wirtschaftliche Aufschwung der 60er Jahre brachte nicht nur globalen Konsum, wie zum Beispiel die Jeans als Verkaufsschlager, sondern auch eine generelle Wohlstandsgesellschaft in Deutschland, die sich mit einem eigenen Haus plus Auto, sowie technischen Geräten wie Fernseher und Waschmaschine als Statussymbolen krönte.

Heute ist das Must-Have Statussymbol eine trendige Küche. Schauen wir in die Zukunft, werden Menschen in den nächsten Jahren weiter in hochwertige Küchen investieren, die sich in Form von langlebigen Materialien, technisch hoch entwickelten Geräten und funktional angelegten Küchenräumen auszeichnen.
Die Küche als neues Statussymbol – dies wird auch Teil der Küchentrends 2019 sein.

Küchentrends… können mehr als nur gut aussehen

Oft muss man sich im Leben entscheiden zwischen Ästhetik oder Funktionalität. Ein schickes Paar Pumps mit schmalem Absatz mag einem Frauenfuß schmeicheln – beim Bergsteigen kommt man mit ihnen jedoch nicht sehr weit.
Anders ist es bei Küchentrends: hier schließen sich Praktik und Schick nicht gegenseitig aus. So wurde z.B. die Einführung eines Kochfeldabzugs ein langlebiger Trend, der nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch wesentlich mit Funktionalität punktet. Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte Downdrafthaube, die nicht über dem Kochfeld, sondern darin integriert zwischen den Herdplatten angebracht wird und somit den Dampf von unten einsaugt. Trends wie dieser werden zunächst oft mit reichlich Skepsis betrachtet, setzen sich auf lange Zeit aber durch, indem sie immer mehr Kunden überzeugen.
Am Ende sind es eben solche Küchentrends, die sich durchsetzen. Solche, die nicht nur gut aussehen, sondern auch eine hohe Funktionalität aufweisen und unser alltägliches Leben erleichtern. Sie sind langlebig. Und auch wenn manche wenige Küchentrends zeitweilig verschwinden, beweisen doch Phänomene wie die Beliebtheit des Landhausstils, dass sie jederzeit unerwartet wiederkehren können.

Was die neue Küche angeht, heißt es also – nur Mut zum Trend!